Bestands- und Potenzialanalyse – Erste Phase der Wärmeplanung abgeschlossen
Die erste Phase der Bestands- und Potenzialanalyse, in der Daten gesammelt, ausgewertet und eingeordnet werden, ist abgeschlossen. Im Rahmen dieses Prozesses wurden zunächst Bestandsdaten zur Wärmeversorgung in der Gemeinde Großenkneten erhoben, die anschließend bearbeitet und analysiert wurden. Darüber hinaus konnten Potenziale für Energieeinsparungen im Gebäudebestand ermittelt sowie die lokal verfügbaren erneuerbaren Energieressourcen bewertet werden. Sie finden eine Zusammenfassung der Hauptergebnisse nachfolgend. Sobald Ergebnisse aus den nächsten Phase der Wärmeplanung vorliegen, werden diese hier veröffentlicht.
Bestandsanalyse
In der Gemeinde Großenkneten wurde im Rahmen einer umfassenden Bestandsanalyse eine detaillierte Untersuchung der Gebäude und der Wärmeversorgungsinfrastruktur durchgeführt. Hierbei kamen verschiedene Datenquellen zum Einsatz, darunter die Kehrbuchdaten der Schornsteinfeger, Verbrauchs- und Strukturdaten der Netzbetreiber sowie öffentliche Informationen zum Gebäudebestand.
In der Gemeinde Großenkneten wurden insgesamt 10.999 beheizte Gebäude erfasst. Dabei entfallen 51 % auf Immobilien für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD), gefolgt von Wohngebäuden mit 46 %. Industrie- und öffentliche Gebäude spielen hingegen prozentual eine deutlich kleinere Rolle. Größere Unternehmen sind jedoch dennoch für die Wärmeplanung interessant. Ihr Beitrag zur Raumwärme ist zwar gering, jedoch ist der Anteil an Prozesswärme, also der Wärmeenergie, die für industrielle Fertigungsprozesse benötigt wird, deutlich größer. Auch öffentliche Gebäude spielen eine wichtige Rolle, da die Gemeinde hier eine Vorbildfunktion einnimmt. Die Gemeinde hat zudem direkten Einfluss auf die Reduzierung von Wärmeverbräuchen und CO2-Emissionen ihrer Liegenschaften durch energetische Sanierungen und die Umstellung auf energieeffiziente sowie CO2-neutrale Heizsysteme.
Etwa 61 % der beheizten Gebäude wurden vor 1978 errichtet, also vor Einführung der ersten Wärmeschutzverordnung. Daher ist zu erwarten, dass viele dieser Gebäude eine geringere Energieeffizienz aufweisen, da sie nicht die heutigen Dämmstandards erfüllen. Diese Gebäude haben folglich einen höheren Wärmebedarf. Durch künftige Sanierungsmaßnahmen kann jedoch der Wärmebedarf gesenkt und die Energieeffizienz verbessert werden.
Neben der Analyse des Gebäudebestands wurde auch die Wärmeversorgungsstruktur untersucht. Hierbei unterscheidet man zwischen dezentraler und zentraler Wärmeversorgung. Bei der dezentralen Wärmeversorgung erzeugen Heizungsanlagen die Wärme direkt im Gebäude, beispielsweise durch Gas- oder Ölheizungen, Pelletheizungen, Direktstromheizungen oder Nachtspeicheröfen. Im Gegensatz dazu wird bei der zentralen Wärmeversorgung die Wärme in einer zentralen Heizanlage, wie etwa einem Blockheizkraftwerk, das mit Biogas betrieben wird, außerhalb des Gebäudes erzeugt und über ein Wärmenetz leitungsgebunden in die einzelnen Gebäude verteilt.
In der Gemeinde Großenkneten verwenden über 90 % der dezentralen Heizsysteme fossile Energieträger, was im deutschlandweiten Vergleich einen besonders hohen Anteil darstellt. Dabei sind vor allem Gasheizungen von großer Bedeutung, die mit einem Anteil von 85,2 % maßgeblich zum Gesamtbild beitragen. Im Gegensatz dazu spielen Ölheizungen in der Gemeinde Großenkneten mit 5,8% eine vergleichsweise geringe Rolle, während auch strombasierte Heizsysteme wie beispielsweise Wärmepumpen mit einem Anteil von 2,4% derzeit noch eher unbedeutend sind.
In der Ortschaft Ahlhorn existiert bereits ein kleines Wärmenetz, das von der Biogasanlage Rönnau betrieben wird und ein nahegelegenes Wohngebiet mit Wärme versorgt. Derzeit deckt dieses Netz jedoch nur 3,6 % der Wohnungen ab und bietet einen vielversprechende Ansatz für künftige Erweiterungen.
Im gesamten Gemeindegebiet finden sich mehrere größere potenzielle Wärmeerzeuger, die auf erneuerbare Energien basieren. Dazu gehören 44 Blockheizkraftwerke, die mit Biogas betrieben werden und gemeinsam eine Nettonennleistung von 15.452 kW erbringen. Im Rahmen der Szenarienentwicklung wird untersucht, inwieweit diese bestehenden Wärmeerzeuger genutzt werden können, um beispielsweise Nahwärmenetze effizient mit Wärme zu versorgen.
Energieträger | Anzahl | Summierte Nettonennleistung in KW | Mittlere Nettonennleistung in kW je Anlage |
---|---|---|---|
Biomethan (Bioerdgas) | 3 | 704 | 235 |
Biogas | 44 | 15.452 | 351 |
Holz-Pellets, Holz-Briketts | 3 | 525 | 175 |
Palmöl u. a. Pflanzenöle | 1 | 290 | 290 |
Andere Gase | 1 | 99 | 99 |
Erdgas, Erdölgas | 14 | 31.893 | 2.278 |
Die Wärmebedarfsdichte dient als ein zentraler Indikator zur Identifizierung potenzieller Eignungsgebiete für Wärmenetze. Grundsätzlich gilt: Je dunkler ein Bereich auf der Karte dargestellt ist, desto höher ist der dortige Wärmebedarf. In Gebieten mit besonders hohem Bedarf steigt somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wärmenetz errichtet wird. Allerdings wird erwartet, dass der Wärmebedarf infolge von Gebäudesanierungen und verbesserten Dämmstandards in Zukunft signifikant sinken wird. Für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Nahwärmenetzes sind neben einem ausreichenden Wärmebedarf auch eine hohe Anschlussquote, eine Vielzahl von Abnehmern, ein nahegelegener Wärmeerzeuger sowie ein Netzbetreiber entscheidend.
Die Eignungsgebiete werden im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung ermittelt. Befindet sich ein Gebäude in einem solchen Gebiet, bedeutet dies allerdings nicht automatisch einen Anschlusszwang. Vielmehr bildet die Ausweisung die Grundlage für weiterführende Untersuchungen zur technischen und wirtschaftlichen Umsetzbarkeit.
Zum Abschluss der Bestandsaufnahme: Der Energiebedarf der Gemeinde Großenkneten beläuft sich derzeit auf 283,9 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. Dieser Energieverbrauch verteilt sich die Sektoren wie folgt: 42 % entfallen auf Wohngebäude, 31 % auf die Industrie, 24 % auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, und 3 % auf öffentliche Gebäude. Damit verbunden sind erhebliche CO2-Emissionen in Form von 66,5 Mio. Tonnen CO2e. Um die Wärmewende und das politische Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 zu erreichen, sind daher umfassende Anstrengungen und erhebliche Investitionen unerlässlich.
Ihre Ansprechpartner
Horst Looschen
Erster Gemeinderat und Amtsleiter der Kämmerei, Gemeinde Großenkneten
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Stefan Janz
Sachbearbeiter Bauamt, Gemeinde Großenkneten
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Pascal Klons
Projektbearbeiter, Zukunfts[planungs]werk (beratendes Büro)
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